Es ist eine der ersten Maßnahmen, die uns empfohlen werden, nachdem wir mit der Diagnose Diabetes konfrontiert wurden: „Machen Sie körperliche Bewegung, betreiben Sie Sport!“ Dass Sport gesund ist, wissen wir von Kindesbeinen an, außerdem dient er der Gewichtsabnahme, und wenn man ihn konsequent ausübt, macht man, sozusagen als Belohnung, im wahrsten Sinne des Wortes auch am Strand eine gute Figur.
Doch welche Konsequenzen, wenn man zuckerkrank ist, ziehen sportliche Aktivitäten tatsächlich nach sich, und wie verhält es sich mit dem Blutzucker? Dass Bewegung den Blutzucker senkt, hört man immer wieder, doch kann auch das Gegenteil der Fall sein?
Und wäre dann Sport nicht eigentlich kontraproduktiv im Kampf gegen Diabetes? Schließlich ist es auch nicht sehr motivierend, wenn man als „Lohn der harten Arbeit“ auch noch den Blutzucker erhöht, nicht wahr?
Aus der Nähe betrachtet
Man weiß heute, dass körperliche Aktivität den Blutzucker senkt, weil dadurch weniger Insulin benötigt wird, um den Zucker in die Zellen zu bringen. Während in der Vergangenheit die meisten Experten jedoch eher zu häufigeren Trainingsintervallen bei mittlerer Intensität rieten, haben moderne Untersuchungen ergeben, dass auch ein kurzes, intensives Training sehr effizient ist. So kann zum Beispiel ein nur 15-minütiges, intensives Krafttraining den Blutzucker noch stärker absenken, als es ein ausgedehntes Ausdauertraining bewirken würde.
Sport senkt also den Blutzucker – doch das ist nicht immer der Fall!
Persönlich habe ich diese Erfahrung schon sehr früh machen müssen, und war anfangs äußerst irritiert davon! Schließlich hatte ich überall nur vom Gegenteil erfahren und tatsächlich ist es mehr als demotivierend, wenn man nach 45 Minuten intensivem Joggen einen höheren Blutzuckerwert hat, als zuvor. Könnt Ihr nachvollziehen, oder?
Anfangs ist man verständlicherweise verunsichert und versteht die Welt nicht mehr. Schließlich „tut man sich das an“, um dem Monster zu zeigen wer die (Sport)Hosen anhat ! Und dann das? Was hat es nun damit auf sich, gibt es eine plausible Erklärung dafür?
Erklärung? Her damit!
Beim Sport werden Hauptstresshormone wie z.B. Adrenalin & Cortisol ausgeschüttet, und um die Anstrengung zu meistern, wird vermehrt Zucker aus der Leber im Blut bereitgestellt. Adrenalin ist aber auch Gegenspieler des Insulins und regt die Leber zu einer vermehrten Freisetzung von Glukose an. Das wiederum hat eine Erhöhung des Blutzuckers zur Folge. Ist der BZ-Wert zu Beginn des Trainings eher niedrig, wird die Reaktion des BZ-Anstiegs nur noch verstärkt. Je nachdem, ob beim Sport gerade eben der „Mehrverbrauch“ oder die stärkere Ausschüttung von Glukose überwiegt, kann in Folge der Blutzucker bei (oder nach) sportlicher Ertüchtigung vorübergehend ansteigen. Bei kurzen, anstrengenden Sportarten, oder gar in einem Wettkampf, werden mehr Stresshormone ausgeschüttet, so dass hierbei der Blutzucker öfter (zumindest kurzfristig) ansteigt.
Generell wissen wir heute, dass sich verschiedene sportliche Aktivitäten auch unterschiedlich auswirken. Und das wir Menschen, so individuell wir teilweise nunmal sind, auf körperliche Aktivitäten und Anstrengungen auch vielfältig reagieren können. So sehr, dass wir teilweise völlig konträre Erfahrungen machen. Allgemein betrachtet bringen 30 bis 40 Minuten Laufen häufig andere Ergebnisse, als eine Stunde Radfahren, Schwimmen oder gar Boxen. Die Dauer spielt ebenso eine wesentliche Rolle wie die Intensität.
Schlussendlich darf man sich auf gar keinen Fall durch solche Effekte verunsichern lassen! Ein hoher Blutzucker nervt. Trotzdem ist Sport eine sehr gute Waffe gegen das Monster und senkt mittel- bis langfristig (und zumeist ja auch kurzfristig) den Blutzucker, selbst wenn es manchmal nicht gleich danach aussieht… Und nicht vergessen – Ausnahmen bestätigen auch in diesem Fall die Regel!
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