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Diabetes Wissen

Diabetes und Menstruation - a bloody mess

19.3.2019 von Ilka Gdanietz

Diabetes und Menstruation - a bloody mess

Butter bei die Fische, Mädels! Haut bei euch der monatliche Zyklus bzw. Menstruation auch die Blutzuckerwerte regelmäßig durcheinander?

Wir Frauen haben es manchmal ja nicht unbedingt einfach. Neben vielen Dingen, die den Blutzucker beeinflussen können, kommt bei uns zusätzlich noch jeden Monat der weibliche Zyklus hinzu, der zusätzlich ein ordentliches Chaos im Blutzuckerverlauf verursachen kann. 

Kurz noch einmal zur Erinnerung: Der Menstruationszyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation und endet mit der darauf folgenden Menstruation. Dieser Vorgang wiederholt sich, wenn alles glatt läuft, alle 21-31 Tage.

Hormone sind für das Blutzucker Chaos während der Menstruation verantwortlich

Der Menstruationszyklus besteht aus zwei Phasen, der Östrogenphase und der Progestoronphase und hat Einfluss auf die Insulinempfindlichkeit. Klar, sind ja auch jede Menge Hormone im Spiel. Um genauer zu sein, die Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron sind die beiden Übeltäter, die für die monatliche “Bloody Mess” verantwortlich sind.

Die Konzentration dieser beiden Hormone ist ein paar Tage vor Einsetzen der Regelblutung (also in der 2. Phase) höher als gewöhnlich, was sich in erhöhten Blutzuckerwerten bemerkbar machen kann. Reicht ja auch nicht, dass man eh schon mit PMS genug zu kämpfen hat, erhöhte Reizbarkeit, Fressattacken, Stimmungsschwankungen…nein, der Diabetes muss auch noch dazwischen grätschen.

Wie stark die Auswirkungen auf den Blutzucker, bzw. die Insulinempfindlichkeit sind, ist übrigens sehr individuell. Ich persönlich merke deutliche höhere Blutzuckerwerte bzw. eine stärkere Insulinresistenz circa 3-5 Tage vor Einsetzen der Regelblutung. 

Monatlicher Zyklus und Diabetes wird oft unterschätzt

Mal ehrlich, inwieweit habt ihr bereits Unterstützung von eurem Berater- oder Ärzte Team erhalten, wenn es um die optimale Therapieeinstellung vor und während des Zyklus geht? Die meisten von uns waren sicher schon in der Situation entweder komplett neu auf eine Insulinpumpentherapie eingestellt zu werden, oder in der Situation, dass die Basalrate zusammen mit dem Arzt optimiert werden sollte. Und? Wurdet ihr jemals gefragt, in welcher Phase des Zyklus ihr euch zu dem Zeitpunkt der Optimierung oder Änderung befunden habt? 

mySugr Monster with Tampon

Zusammenhang zwischen Menstruation und Blutzuckerschwankungen sind schon lange bekannt

Fakt ist, es gibt einen Zusammenhang zwischen Menstruation und Blutzuckertoffwechsel, und das ist auch bereits seit Jahrzehnten bekannt. Genauer gesagt bereits seit den 40er Jahren. Schon 1942 veröffentlichte der Forscher H.I. Cramer seine Erkenntnisse über den Zusammenhang von Monatszyklus und Blutzuckerschwankungen im Canadian Medical Association Journal. 

Woran liegt es also, dass über dieses Thema so wenig gesprochen und geschult wird? Sollte man nicht von einer Praxis oder Ambulanz, die sich “zertifiziert” oder “strukturiert” auf die Fahnen schreibt erwarten dürfen, dass das Thema Menstruation Standard ist bzw. routinemäßig in den Therapieanpassungen beachtet wird ?

Hey, schließlich leben auf der Welt knapp 200 Millionen Frauen mit Diabetes. Und es ist wie es ist, Frauen haben nun mal die Menstruation. Frauen mit Diabetes sind übrigens auch häufiger als stoffwechselgesunde Frauen vom polyzystischen Ovarial-Syndrom (PCOS) betroffen. Dazu gehören zum Beispiel unregelmäßige Blutungen, Regelschmerzen, eine sehr starke und/oder längere Periode, sowie Hautprobleme.

Zyklus Dokumentation hilft

Natürlich hat keiner von uns Bock auf miese Blutzuckerwerte. Und zum Glück steht die Menstruation in der Regel (ok, das war jetzt flach) ja auch nicht jeden Monat total überraschend vor der Tür. Dennoch macht es aber durchaus Sinn, seinen Zyklus zu tracken, um immer gut vorbereitet zu sein.

Ich persönliche tagge alle meine Blutzuckerwerte in der mySugr App, die ich während des Zyklus logge, mit dem entsprechenden dafür vorgesehenen Tag (siehe Foto). So kann ich mir im Nachhinein so manch ungewöhnliche Blutzuckerschwankungen viel besser erklären, bzw. meinem Diabetologen sofort erklären, wie der ein oder andere Ausreißer im Blutzuckerverlauf zustande kam. Zudem nutze ich die Zyklus App "Clue", die mir neben vieler anderer hilfreicher Features ziemlich genau und zuverlässig meinen nächsten Zyklus, bzw. die nächste Regelblutung voraussagt. Übrigens hat Clue auch vor einiger Zeit einen schönen Artikel über Diabetes und Menstruation veröffentlicht (Englisch). 

mySugr App with Log Screen

Regelblutung und Therapieanpassung bei Diabetes 

Seinen Zyklus zu kennen macht definitiv Sinn, denn nur so kann man auch gezielt den Blutzuckerschwankungen entgegen steuern.  Ich persönlich brauche zum Beispiel in der Woche vor der Regelblutung mehr Basalinsulin und lasse die Basalrate dann auf 130% - 150% Prozent laufen (Pumpenträger sind hier natürlich im Vorteil).

Viele Diabetikerinnen haben in ihrer Insulinpumpe extra für diese Zeit ein zusätzliches Basalprofil angelegt, sodass sie im entsprechenden Moment einfach nur noch auf dieses wechseln müssen. Sobald die Regel einsetzt und die Hormonkonzentration wieder abnimmt, wird in den meisten Fällen schlagartig wieder weniger Insulin benötigt.  Inwiefern die Therapie auf den Zyklus angepasst werden muss, ist sehr individuell und es braucht ein wenig Zeit, um dies optimal auszutüfteln.

Eben aus diesem Grund ist die genaue Dokumentation und ein gut geschultes Beraterteam so wichtig und hilfreich. Wie sind eure Erfahrungen? Wirkt sich der Zyklus auf euren Blutzuckerspiegel aus und wie sieht es mit der Therapieanpassung aus? Bekommt ihr Unterstützung und Rat von eurem Diabetes Team?

Zum Schluss noch ein paar (Fun) Fakten über die Menstruation:

  • zusammengerechnet blutet eine Frau insgesamt 6 Jahre ihres Lebens
  • es gibt einen Disney Film über die Menstruation
  • Menstruations Krämpfe können so schmerzvoll wie ein Herzinfarkt sein
  • Die Menstruation wird in vielen Religionen als unrein bezeichnet
  • kalte Temperaturen können Stärke und Länge der Menstruation negativ beeinflussen
  • am 28. Mai ist Weltmenstruationstag
  • hingegen oftmals irrtümlicherweise in der Werbung verbreitet, ist Menstruationsblut nicht blau sondern rot! ;)

 

In diesem Sinne, Power to the Period!

Die mySugr Website bietet keine medizinische oder rechtliche Beratung. mySugr Blog-Artikel sind keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern dienen lediglich der Information.
Die medizinischen oder ernährungswissenschaftlichen Informationen auf der mySugr Website ersetzen keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wendet Euch bei allen Fragen, die Ihr hinsichtlich einer Erkrankung habt, stets an Eure Ärztin bzw. Euren Arzt.

Ilka Gdanietz

Langzeit-Diabetikerin und Nutella-Freund. Ilka ist bei mySugr für Global Content & Customer Communication zuständig und privat unter www.mein-diabetes-blog.com zu lesen.