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Diabetes Wissen

Die Leber und ihr Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel

27.8.2018 von Michèle Hofer

Die Leber und ihr Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel

Dass die Leber in den Zuckerstoffwechsel eingreift, dürfte den meisten unter euch bekannt sein. Aber was tut sie genau und welche Auswirkungen hat das? Wir helfen euch nochmal kurz auf die Sprünge. Die Leber als unsere Vorratskammer…

Das mit der Leber muss man sich so vorstellen: Nach der Nahrungsaufnahme fließt der Zucker direkt in Richtung Leber, wo ein Großteil unserer körpereigenen Zuckerreserven (auch Glykogen genannt) lagert.

Glykogenreserven zu haben, ist äußerst nützlich, um das Gehirn kontinuierlich mit Energie versorgen zu können. Das verbraucht Zucker nämlich als Lieblings- Energiequelle. Also unser Körper handelt ganz praktisch und versorgt nach dem Essen zunächst das eigennützige Gehirn und füllt dann noch für alle Fälle entleerte Glukosespeicher wieder auf. Frei nach dem Motto: “Wer weiß, wann es wieder etwas gibt. Also erstmal die Speicher ordentlich füllen. Sicher ist sicher.”

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Die Leber als Zuckerspeicher

Für die Pausen zwischen den Mahlzeiten haben die Leber und die Nieren (hier gibt es auch Zuckervorräte) dann die Aufgabe den Glukosespiegel konstant zu halten.

Hierzu schüttet die Leber üblicherweise rund 2 mg Zucker/kg Körpergewicht/min aus. Kurz mal hochgerechnet für einen 70 kg Menschen sind das rund 200g Glukose pro Tag,
die da ausgeschüttet werden. [1]

Klingt ganz schön viel, oder?
Und das kann je nach Umfang unseres Bauches, auch noch mehr sein. Je insulinresistenter wir sind, desto mehr Zucker schüttet die Leber aus. Besonders dann in Phasen ohne Nahrungsaufnahme.  

Auch die Muskeln haben einen Zuckervorrat eingespeichert. Die Muskeln sind allerdings etwas egoistischer als die Leber und beanspruchen diesen Vorrat nur für sich um für Aktivität gut gerüstet zu sein. Von dem Zucker, der ans Blut abgegeben wird, verbraucht allein unser Gehirn ca. 130 g/ Tag.[2] Bei Stress sogar  gerne auch mal mehr. Daher dann auch die Heißhungerattacken, die der ein oder andere bei Stress oder geistiger Hochleistung von sich sicher kennt?!

Aber zurück zur Leber: Für den oben erwähnten konstanten Zuckerfluss wird das Basalinsulin bzw. die Basalrate der Insulinpumpe benötigt. Es gibt aber auch Momente, in denen die Leber mal deutlich mehr oder auch weniger Zucker an das Blut ausschüttet.

Weniger schüttet sie zum Beispiel nach Alkoholkonsum aus, da sie  hierbei vorrangig damit beschäftigt ist, den Alkohol abzubauen. Erst wenn die Leber damit fertig ist, widmet sie sich wieder der Zuckerausschüttung an das Blut.

Die Gegenregulation

Mehr Zucker bekommt man von der Leber hingegen im Falle eines Unterzuckers.  Ein bunter Hormoncocktail aus Glukagon, Stress- und Wachtstumshormonen veranlasst die Leber dann eine Extraportion Zucker an das Blut auszugeben.

Das kann einige Stunden andauern und ist vielen Menschen mit Diabetes als Gegenregulation bekannt. Es sind also nicht ausschließlich die
(oft zu vielen) Süßigkeiten, die man dann im Eifer des Gefechtes rein schaufelt, die einen später so hoch landen lassen.

Die Leber gibt und nimmt

Bei der Gegenregulation ist nun Vorsicht geboten. Unsere Leber ist zwar großzügig im Zucker austeilen, aber dieser ist nur geliehen! Sprich, nach einer solchen Zuckerleihgabe aus der Leber muss man damit rechnen, dass sie sich selbigen auch wieder zurück holt. Die Zuckerspeicher sollen ja für den nächsten Notfall oder die nächste Phase ohne Essen schließlich wieder gut gefüllt sein. 

Wenn die Werte über einen längeren Zeitraum niedrig waren, zum Beispiel eine ganze Nacht hindurch, und die Leber ihren gesamten Speicher entleert hat, kann es sogar sein, dass die nächste Mahlzeit zu Großteilen in den Leberspeicher verschwindet und die Blutzuckeranstiege nach dem Essen geringer ausfallen und weniger Insulin erfordern.

Also die Schlussfolgerung: Die Überzuckerung nach einer Unterzuckerung solltest du eher behutsam korrigieren und damit rechnen, dass die Leber sich noch Zucker zurückholt um die Reserven wieder aufzufüllen.

Quellen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Gluconeogenese
[2] Peters A., Das egoistische Gehirn, 2011, 4. Auflage

Thomas A., Kolassa R., Sengbusch v. S., Danne T., CGM interpretieren, 2017, 1. Auflage

Dieser Artikel wurde im September 2020 überarbeitet.

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Die mySugr Website bietet keine medizinische oder rechtliche Beratung. mySugr Blog-Artikel sind keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern dienen lediglich der Information.
Die medizinischen oder ernährungswissenschaftlichen Informationen auf der mySugr Website ersetzen keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wendet Euch bei allen Fragen, die Ihr hinsichtlich einer Erkrankung habt, stets an Eure Ärztin bzw. Euren Arzt.

Michèle Hofer

Michèle Hofer arbeitet seit 2017 als Medical Scientific Advisor begeistert im Monstertamer-Team von mySugr mit. Sie ist staatlich examinierte Diätassistentin, Diabetesberaterin (DDG) und hat Health Care Management an der WU Executive Academy in Wien studiert.

Ihre Berufung hat Michèle schon früh in der Diabetologie gefunden und hat über viele Jahre Menschen mit Diabetes mit allen Therapieformen unterstützt und begleitet, bevor sie bei mySugr das Online-Coaching-Department mitaufgebaut hat.

Redaktionelle Erfahrung sammelte sie davor durch eine Mitarbeit beim Burda-Verlag.

Man kann sie unter anderem im Zuckerjunkies-Podcast zum mySugr-Coaching-Projekt hören.

Als Ausgleich zur Arbeit liebt Michèle es zu kochen, an der frischen Luft sportlich aktiv zu sein und ist ansonsten auch als Mama ziemlich eingespannt.