Sicher hat der ein oder andere schon mal den Spruch “Diabetes hatte meine Oma auch” gehört. Verübeln kann man es den Leuten eigentlich nicht, denn die meisten wissen eben nicht: Diabetes ist nicht gleich Diabetes. Typ-2 Diabetes ist nicht Typ-1 Diabetes. Und was ist überhaupt ein MODY?
Typ-1 Diabetes
Typ-1 Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung. Was genau die Ursachen für Typ-1 Diabetes sind, weiß man nicht, es gibt jedoch einige Thesen. Möglicherweise fördern Umwelteinflüsse, Virusinfektionen oder Veränderungen im Mikrobiom durch bestimmte Nahrungszusatzstoffe die Entstehung von Typ-1 Diabetes. Beim Typ-1 Diabetes richtet sich das körpereigene Immunsystem gegen die insulinproduzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse und zerstört diese. Insulin hat die Aufgabe Zucker aus dem Blut in die Zellen zu schleusen, und diese mit Energie zu versorgen. Ohne Insulinzufuhr von außen kommt es innerhalb kurzer Zeit zu einer schweren Stoffwechselentgleisung, einer Ketoazidose. Diese kann ohne Gegenmaßnahmen tödlich enden. Typ-1 Diabetes ist nicht heilbar und es muss ein Leben lang Insulin gespritzt werden. Das Risiko bzw. die Veranlagung an Typ-1 Diabetes zu erkranken, kann vererbt werden. Kinder eines Elternteils mit Typ-1-Diabetes haben ein doppelt so hohes Risiko an Typ-1 Diabetes zu erkranken. Leben beide Elternteile mit Typ-1 Diabetes, liegt das Erkrankungsrisiko bei 10-25%. In Deutschland leben rund 300.000 Menschen mit Typ-1 Diabetes. Allerdings sind diese Zahlen nicht 100%ig verlässlich, da Diabetes in Deutschland keine meldepflichtige Krankheit istLADA Diabetes
LADA steht für “latent autoimmune diabetes in adults”. LADA Patienten sind meist älter als 35 Jahre und bei der Manifestation wird häufig fälschlicherweise ein Typ-2 Diabetes diagnostiziert. Man vermutet, dass unter den in Deutschland lebenden Typ-2 Diabetikern 10% in Wirklichkeit einen LADA Diabetes haben. Patienten mit LADA Diabetes weisen spezielle Autoantikörper wie bei Typ-1-Diabetes auf, allerdings benötigen sie in den ersten Monaten nach der Diagnose noch kein Insulin. Erhalten erwachsene Menschen die Diagnose Diabetes, findet man den LADA Diabetes etwa dreimal häufiger als Diabetes Typ-1. Nicht alle LADA-Patienten benötigen direkt nach der Diagnose Insulin, denn oft sind noch genügend insulinproduzierende Betazellen vorhanden. Durchschnittlich beginnen 70% der LADA-Diabetiker, die jünger sind als 45 Jahre, innerhalb von sechs Jahren nach der Diagnose mit einer Insulintherapie. Sind die Patienten bei der Diagnose älter als 45 Jahre, werden im Schnitt nur noch 40% insulinpflichtig.Typ-2 Diabetes
Es gibt verschiedene Ursachen, die in die Entstehung eines Typ-2 Diabetes münden können. Bei den meisten steht zunächst eine Insulinresistenz im Vordergrund. Am Anfang produziert die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin, aber die Körperzellen verlieren ihre Empfindlichkeit für das Hormon Insulin und/oder die Ausschüttung des Insulins aus den Betazellen der Bauchspeicheldrüse ist gestört. Von weltweit circa 370 Millionen Diabetikern leben 90% mit Typ-2 Diabetes. Ein ungünstiger Lebensstil, falsche und ungesunde Ernährung und zu wenig Bewegung führen zu Übergewicht, was als Hauptrisiko für die Entstehung von Typ-2 Diabetes gilt. Übergewicht erhöht zwar das Risiko für Typ-2 Diabetes, aber ein Punkt, der häufig vergessen wird, ist die genetische Veranlagung, die sowohl bei Typ-1 als auch Typ-2 Diabetes eine Rolle spielt. Das bedeutet, nicht jeder übergewichtige Mensch bekommt zwangsläufig Typ-2 Diabetes, wenn er nicht die erbliche Veranlagung dafür hat. Und anders herum ist nicht jeder Typ-2 Diabetiker zwangsläufig übergewichtig. Mit der Umstellung von Lebensstil, sprich Ernährung und Bewegung, kann Typ-2 Diabetes auch zeitweise ohne Medikamente behandelt werden, oft ist aber eine medikamentöse Unterstützung dieser Maßnahmen hilfreich. Schlagen diese Maßnahmen nicht ausreichend an und die Blutzuckereinstellung verbessert sich nicht, werden auch Typ-2 Diabetiker mit Insulin behandelt.Gestationsdiabetes
...besser als Schwangerschaftsdiabetes bekannt, ist eine Glukosetoleranzstörung, die während der Schwangerschaft auftritt und in der Regel zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche diagnostiziert wird. Wachstumshormone, die vermehrt im zweiten Teil der Schwangerschaft ausgeschüttet werden, wirken dem Insulin entgegen und hemmen dessen Wirkung. Es wird also mehr Insulin als gewöhnlich benötigt. Schwangerschaftsdiabetes kann zunächst mit einer Kombination aus Ernährung und ausreichend Bewegung behandelt werden, steigen die Blutzuckerwerte aber trotzdem weiterhin an, wird der Schwangerschaftsdiabetes mit Insulin therapiert. In der Regel verschwindet der Gestationsdiabetes nach der Geburt wieder, doch viele Frauen entwickeln dann im späteren Leben einen Typ-2 Diabetes. Laut der Deutschen Gestationsdiabetes-Studie betrifft dies hauptsächlich Frauen, die entweder stark übergewichtig sind, oder während der Schwangerschaft Insulin spritzen mussten.Sonderformen/Diabetes Typ-3
Neben dem bekannten Typ-1 und Typ-2 Diabetes gibt es noch einige seltene Sonderformen. Diese seltenen Formen werden unter Typ-3 Diabetes zusammengefasst, obwohl dies in Deutschland keine offiziell anerkannte Bezeichnung ist. Die Ursache für diese Sonderformen können zum Beispiel genetische Defekte in der Betazellen der Bauchspeicheldrüse, Alkoholmissbrauch oder eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse sein.MODY Diabetes
MODY ist ebenfalls eine Sonderform, steht für “maturity onset diabetes of the young”, und bezeichnet eine Diabetes Form, die bei Kindern und jungen Erwachsenen unter 25 auftritt und gewisser Weise an einen Typ-2 Diabetes erinnert. Das Gewicht der Personen ist dabei normal und es treten keine für Typ-1 typischen Autoimmunantikörper auf. Es liegt zwar ein Insulinmangel vor, dieser ist aber nicht vollständig, sondern relativ. MODY Diabetes wird unterschiedlich therapiert, meistens in Form von Tabletten oder mit geringen Mengen Insulin. Bis heute sind 11 unterschiedliche MODY Varianten bekannt, bei denen unterschiedliche Gene mutiert sind. Weiterführende Infos zum MODY Diabetes findet ihr hier.Die mySugr Website bietet keine medizinische oder rechtliche Beratung. mySugr Blog-Artikel sind keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern dienen lediglich der Information.
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