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Diabetes Wissen

Rauchen und Diabetes - eine qualmende Zigarettenentwöhnung

11.2.2020 von Miriam Stangs

Rauchen und Diabetes - eine qualmende Zigarettenentwöhnung

Es ist kein Gerücht, dass es echt schwer ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Zudem wirst du bestimmt gehört haben, dass die Kombi Rauchen & Diabetes mellitus sich besonders ungünstig auf deinen Körper auswirkt. Du hast vielleicht auch schon mehrere Anläufe hinter dir und hoffst auf Spontanheilung nach der nächsten Silvesterparty. Machen wir uns nichts vor, meist klappt es nicht mit den guten Vorsätzen…

Mir ging es da sehr ähnlich und nun die Frage an dich: wo stehst du gerade?

Hast du bereits folgende Gedanken gehabt: Keine Lust mehr auf Luftnot, stinkende Kleidung, gelbe Finger, schlechten Geschmack? Zu diesem Punkt kam ich vor vielen Jahren und vielleicht hilft es dir, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn ich meinen persönlichen und etwas anderen Erfahrungsbericht mit dir teile!? Bevor wir zu meinem Bericht kommen, vielleicht noch ein paar offene Facts zum Thema Diabetes mellitus und Rauchen.

Rauchen und Diabetes

Menschen mit Diabetes mellitus tragen immer das Risiko mit sich, dass Folgekomplikationen auftreten können, wie zum Beispiel Erkrankung der Augen (diabetische Retinopathie), Nieren (Nephropathie) und Nerven (diabetische Neuropathie). Es ist nicht schön zu hören, aber leider Fakt: durch Nikotinkonsum werden diese Erkrankungen begünstigt und noch verschlimmert. Rauchen und Diabetes schädigt die großen und kleinen Gefäße und eine Arteriosklerose (Arterienverkalkung) wird begünstigt. In den Praxisempfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) wird das Rauchen auch kritisch erwähnt. Neben dem bekannten Wissen, dass Rauchen zu Krebs und zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann, ist dort auch aufgeführt, dass es mit einem erhöhten Diabetes mellitus Risiko verbunden ist.

Die letzte Zigarette mit Genuss? 

Fast 15 Jahre ist es her, da wollte ich es wieder einmal wissen und mit dem Rauchen aufhören. Einige Versuche hatte ich bis dato hinter mir. Die scheiterten, da der nächste Kaffee kam, das Bier auf einer Party oder der Kollege, der mich in die Raucherecke einlud. So viele Verknüpfungen mit der Handlung Zigarette, das kennst du sicherlich. Aber wie kann man dieses Gewohnheitstier vertreiben? 

In der Vergangenheit, und auch bei Bekannten die Ähnliches berichtet hatten, wurde immer von der “letzten Zigarette mit Genuss” gesprochen. Vielleicht, so dachte ich mir, liegt da die Krux begraben… denn wenn etwas mit Wehmut endet, dann fällt es doch viel schwerer mit dem Abschied und dem Leben ohne Rauchen, oder?

Was sagt die Wissenschaft zum Thema Rauchentwöhnung?

Bei meiner damaligen Recherche fand ich 30-40 Jahre alte Studien zu aversiven Techniken (Rapid Smoking/Puffing, Paced Smoking, Smoke Holding) der Tabakentwöhnung. Die damals zum Teil sehr drastischen und auch gefährlichen Methoden mit dem Rauchen aufzuhören, würde man so heute nicht mehr anwenden. Jedoch der Grundgedanke interessierte mich. So fand ich auch “Focused Smoking”: Hierbei wird ganz normal geraucht, nur soll man sich beim Rauchen auf die negativen Empfindungen konzentrieren. Das machte mich neugierig. 

Die ersten Tage des Ende-der-Zigarette-Vorhabens, verbrachte ich weiter mit dem Thema “sich konditionieren”. Zudem, quasi als Vorarbeit, stellte ich auf selbstgedrehte Zigaretten um, damit auch ordentlich fies die Finger stinken und der Akt des Rauchens durch das Drehen aufwendiger wurde. 

Nach circa 3-4 Wochen und bereits gelblich anmutenden (und stinkenden) Fingern, sollte der Tag der Negativ- oder Um-Konditionierung folgen. 

Ziel, wie gesagt: Die ganzen schönen Reize “nach dem Essen”, “nach dem Sex”, “beim Kneipenbesuch”... bei denen die Zigarette dazu gehörte / besonders schmeckte, umzuwandeln in eine negative Verknüpfung.

Die letzte Zigarette stand an. Hier nun der Ablauf für mein Zigaretten-Ende:

  • Es war Samstag früher Abend; kein Stress!
  • meine Eltern haben eine Sauna. Diese war mit gesunden Kräutern auf Dampf gestellt (da nicht jeder eine Sauna hat: duftende Badewanne oder Duschen mit Lieblingsduft geht auch).
  • Das gut fühlen, wie beim Wellness, dauerte so 1-2 Stunden; schöne Musik, Düfte,...
  • Im gemütlichen Sessel des Saunaraumes zündete ich die Zigaretten an und schloss die Augen.

Nun folgte eine Art Selbstsuggestion / Autosuggestion (klingt spirituell, aber ich wollte es wirklich mal testen). Hierzu ist ein wenig Kopfkino erforderlich:

“Ich sitze in einem Zimmer eines kleinen Hauses und sehe, dass Qualm durch die Ritzen der Türe kommt - in dem Moment ziehe ich an der Zigarette und beim Ausatmen halte ich meine beiden Hände vor Nase und Mund, ziemlich fies. Schon leichtes Brennen in den Augen.

Der Qualm in dem Zimmer wird immer mehr und ich denke an eine Rauchvergiftung und male mir panische Szenen in einem brennenden Haus aus. Fast schon filmische Szenen kommen vor meinem inneren Augen und die qualmende Zigarette ergänzt dieses Bild spürbar. Als in meiner “Vision” der Qualm den ganzen Raum füllt, ziehe ich erneut an der Zigarette und verschlucke mich fast an dem Qualm, der sich in meinen Händen sammelt. Direkt danach halte ich den heißen und qualmenden Glimmstängel nah an meine Nase. Dies brennt in der Nase und wird auch unangenehm warm, ganz unangenehm fies.

Ich huste und ziehe erneut an der Zigarette. Immer noch in der Vorstellung an Erstickung in einem brennenden Haus.” Ich öffnete meine Augen und drückte die Zigarette aus. Damit verließ ich das brennende Haus und ging in der echten Welt an die frische Luft.

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Ersatzhandlungen statt Zigarette anzünden

In den nächsten Tagen hatte ich - ungelogen - kein Interesse mehr an einer Zigarette. Der körperliche Entzug hielt sich bei mir nach 15 Jahren Raucher-Dasein überraschend in Grenzen. 

Als Alltagssituationen kamen, in denen ich sonst geraucht habe, rief ich mir die Szene des qualmenden Hauses in Erinnerung. Je nach Situation kombinierte ich die Verknüpfung zusätzlich mit einer Ersatzhandlung. Beispielsweise, in dem ich auf die “Übergangsdroge” Zitronen-Pastille zurückgriff, eine Runde Spazieren ging, eine Freundin anrief, den Raum wechselte oder irgendetwas anderes in die Hand nahm. 

Insgesamt wurde ich in den nächsten Wochen viel aktiver (auch gut gegen möglichen Gewichtsanstieg) und die alten Rituale gerieten in Vergessenheit. 

Stressfreier wurde es für mich, da ich nicht mehr ständig an die nächste Zigarette denken musste und beispielsweise nach dem Essen einfach mal entspannt sitzen bleiben konnte, um den Nachgeschmack des Essens zu genießen. Und auch auf der Arbeit war ich bei Meetings nicht mehr von der Sehnsucht nach der Raucherpause geplagt.

Unterstützung durch Krankenkassen, Apps und Ärzte

Stolz kann ich verkünden, seit knapp 15 Jahren rauchfrei zu sein. Und wie das für bekehrte Raucher so üblich ist, finde ich es in der Zwischenzeit sogar richtig unangenehm, wenn jemand in meiner Nähe raucht.

Grundsätzlich möchte ich an der Stelle erwähnen: Dies war mein ganz persönlicher Weg, mit dem Rauchen aufzuhören. Vielleicht inspiriert dich das, vielleicht helfen dir auch andere Tipps, um mit dem Rauchen aufzuhören. Am Ende diese Artikels findest du noch weitere Links, um dich über das Thema Rauchentwöhnung zu informieren. 

Es gibt auch viele Krankenkassen, die Programme anbieten oder Apps zu dem Thema. Es gibt auch Krankenkassen, die das mySugr Paket mit Coaching bezahlen und wir mySugr Coaches unterstützen dich gerne in Sachen Motivation im Alltag.

Du kannst dir mit Nikotinpflaster und Co. auch eine Übergangsunterstützung holen. Studien haben gezeigt, dass diese Produkte, insbesondere die Kombination eines Pflasters mit einem Kaugummi/Bonbon, mehr Menschen zum Rauchstopp verholfen haben. Deine Ärztin/Arzt kann dich diesbezüglich auch weiterführend beraten. Ja, es ist aufwendig und nicht immer einfach, aber es ist den Aufwand in jedem Fall wert!

DU hast es in der Hand, es für DICH zu tun und dich langfristig rauchfrei besser zu fühlen und auch in Bezug auf das Diabetes-Monster deine Blutbahnen zu schonen.

Mehr Informationen dazu findest du hier:

https://www.rauchfrei-info.de/aufhoeren/das-rauchfrei-ausstiegsprogramm/

https://www.lungeninformationsdienst.de/aktuelles/schwerpunktthemen/endlich-rauchfrei-erfolgreich-mit-dem-rauchen-aufhoeren/index.html

 

Quellen:

https://www.cochrane.org/de/CD000546/hilft-rauchern-eine-unangenehme-art-des-rauchens-das-rauchen-zu-beenden  

http://www.dg-sucht.de/fileadmin/user_upload/pdf/aktuelles/Kr%C3%B6ger.pdf

Studien Nikotinersatzprodukte:

https://www.aerzteblatt.de/blog/102651/Cochrane-Erfolgreicher-Rauchstopp-mit-Nikotinersatztherapie-(ohne-E-Zigaretten)-moeglich

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Die mySugr Website bietet keine medizinische oder rechtliche Beratung. mySugr Blog-Artikel sind keine wissenschaftliche Abhandlung, sondern dienen lediglich der Information.
Die medizinischen oder ernährungswissenschaftlichen Informationen auf der mySugr Website ersetzen keine ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung. Wendet Euch bei allen Fragen, die Ihr hinsichtlich einer Erkrankung habt, stets an Eure Ärztin bzw. Euren Arzt.

Miriam Stangs

Miriam ist Diabetesberaterin DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) und qualifizierte Diät- und Ernährungsberaterin VFED (Verband für Ernährung und Diätetik). Bei mySugr ist sie Diabetes-Coach im Homeoffice und umsorgt nebenberuflich Kinder mit Diabetes mellitus Typ 1 in einer Kinderklinik.
Ihre Berufung hatte sie beim Ökotrophologie-Studium mit Schwerpunkt Ernährung an der HAW - Hochschule für Angewandte Wissenschaften im schönen Hamburg gefunden. In einer Praxis für Diabetologie hat sie Diabetes mellitus für sich entdeckt und berät seither Menschen aller Diabetestypen. 
Miriam lebt in ihrer Heimat, dem Bergischen Land, und sucht mit ihrer Hündin Wald- und Wiesen-Monster bei Suchspielen auf Wanderungen.